Dienstag, 30. März 2010

Leaving (Karwar) on a jet plane

Sieben Monaten sind nun vergangen, voller Freude, Ueberraschungen, Herausforderungen, Verwirrung, Faszination ueber ein tolles Land, Freundschaft, Kontakt mit inspirierenden Menschen und voller praegender Erfahrungen.
Abschliessend hatten wir heute noch unsere offizielle „Send-off“ function im office, die wir unheimlich genossen haben und in der uns noch einmal bewusst geworden ist, wie viele tolle Menschen wir hier kennenlernen durften und dankbar wir ueber unsere Zeit in Karwar sein duerfen.
Bei der kleinen Abschiedsfeier haben wir unsere Lieben mit einem kleinen Lied ueberrascht, das wir auch mit euch teilen wollen:


Leaving (Karwar) on a jet plane

All our bags are packed, we’re ready to go
We’re standing here outside the door
We hate to take the bags and say goodbye
Our time is over, April is there
Our ways are now going else somewhere
Already we’re so sad we have to go

Chorus: So thanks for the time we had
Seven months we won’t forget
Keep us in your heart as we will do
‘Cause we are leaving on a jet plane
Don’t know when we’ll be back again
Oh friends we hate to go

There’re so many moments we take with us
So many things we learnt from you
We tell you now they mean a lot to us
Every English class we enjoyed with you
Every chat we had brought us closer to you
We feel like part of Karwar family

Chorus

When we came last year, all was new
We feel at home now due to you
So thank you for your help and your support
Our old life is now waiting for us
Amazing how much time has passed
You can’t believe how we will miss you all

Chorus


Mit diesem kleinen Lied wollen wir unseren Blog auch erst einmal schliessen. Wir werden uns morgen auf den Weg gen Norden machen, wo wir uns auf eine fast fuenfwoechige Rundreise begeben, auf die wir uns wie verrueckt freuen!

An dieser Stelle wollen wir auch endlich einmal all unseren Lesern danken, die unseren Blog so fleissig verfolgen. Uns hat es immer sehr viel Freude bereitet, Euch mit unseren Berichten an unsrem Leben hier in Indien teilhaben zu lassen!

Montag, 29. März 2010

We say Goodbye...

… to our children of the Asha Kiran hostel, to whom we will never be able to say “Immone Sigona” ( See you!) any more.



… to our English class in the office, during which not only they learned a lot, but also we.



… to our English class in Shejwad school, who sometimes really challenged us, but whose cute and lovely characters and whose words “TEACHER, TEACHER!!!” will always stay in our minds.



… to our dear KRWCDS staff, who integrated us so well, who were always very interested in us and our culture and all the time worried about our food (Uda aydu?)!



… to our dear Mentor Ganesh and Yashika, who became much more than just mentors, but in fact true friends, with whom we could share almost everything and who were always there for us.



… to our respected Director Mr. Susaraj, from whom learned so much about India, the project as well as ourselves and whose office was always a place of hospitality and honesty.



… to our beloved Lincy, who was not only the best cook for us in India, but in fact the best mother, sister as well as friend.



… to our office-mummy Fatima, with whom we never had a common language, but with whom we could laugh, cry, keep silent and just feel that this relationship is something very special and unique.



… to Fatima’s grandchildren Lubna, Asha, Thaira and Zaffa, who made us feel being a big sister for the first time in our life.



… to our crazy Asha, the teacher of Asha Kiran hostel, with whom we never felt we could do any cultural mistakes, which is why we could always fully release while being with her.



... to this incredible country, which still surprises and impresses us every day.

Freitag, 19. März 2010

Ein Ausflug in eine voellig anderes Leben

“What do you think of going to the tribal areas for a few days?”
Mit dieser Frage unseres Projektdirektors Mr. Susaraj wurde eine Idee geboren, die uns so schnell nicht mehr losliess... Wie wir schon einmal berichteten, fegte zu Beginn unseres Freiwilligendienst ein sehr heftiges Unwetter ueber den Staat Karnataka und hinterliess besonders in unserer Region rund um Karwar grosse Schaeden. Damals machten wir es uns zusammen mit unserem Mentor Ganesh zur Aufgabe einen detaillierten Bericht ueber die Schaeden, Zerstoerungen und Folgen der Flut zu schreiben und darin auch moegliche Wiederaufbauungsmassnahmen vorzuschlagen. Dieser Bericht inklusive Budgetplan, Fotos und Hintergrundinfos wurde dann beim BMZ eingereicht und laaaaaaaaaaaange diskutiert, bis wir vor einiger Zeit erfuhren, dass ein Teil unserer vorgeschlagenen Massnahmen, das Befreien der Reisfelder vom angeschwemmten Sand, bewilligt wurden bzw. finanziell gefoerdert werden. Dies war fuer uns natuerlich ein riesen Erfolg und freute uns unheimlich. Mit dem bewilligten Geldern hiess es jetzt: “An die Schaufeln, fertig, los!!!“ Und so packten wir unsere sieben Sachen und machten uns fuer drei Tage auf den Weg zu den Ureinwohnern. Man muesste meinen, nach 6 Monaten Abenteuer Indien seien wir jetzt abenteuererprobt, doch trotzdem waren wir recht aufgeregt, da wir (mal wieder!!!) gar nicht wussten, was uns wohl erwarten wird... Zuerst erwarteten uns Tijo und Nishan im Gangster-Outfit und wir fingen an zweifeln, wo genau sie uns hinbringen wuerden...

Doch alles hatte einen plausiblen Grund, der sich spaeter auf unseren Kleidern, Gesichtern und Rucksaecken deutlich bemerkbar machte: Die Region der Ureinwohner ist zur Zeit sehr trocken und deshalb „fulllllllllllll dusty“;-) Kaum war der erste Schreck ueberwunden, kreuzte unserem Weg eine riesengrosse Schlange und uns wurde nebenbei erzaehlt, dass am Vortag zwei Tiger einige Kuehe aus dem Dorf gerissen hatten. Doch der herzliche Empfang bei unserer „Gastfamilie“ stellte die anfaenglichen Schocks in den Schatten.


Unsere tribal „Gastfamilie“



Die goldigen Kinder unserer Gastfamilie

Die ersten zwei Tage wohnten wir bei Sudharkas Familie, der wohl die goldigsten Kinder der ganzen Tribal area hat. Es war fuer uns einmal eine ganz andere und wertvolle Erfahrung in solch einfachen Lebensbedingungen zu leben. Es gab dort kein fliessendes Wasser, kaum Strom (wenige Stunden am Tag), keine Toiletten, Handyempfang nur an einer Ecke des Daches, offenes Feuer zum Kochen, ein Badezimmer aus Palmblaettern und ueberall leben neben den Menschen Kuehe, Hunde, Katzen und jede erdenkliche Art von Insekten.


Das “Bad” der Familie



Theresa beim sich Waschen


Die einfache (aber gute!!!) Kueche


Die Kochstelle, die nur mit Feuer betrieben wird

Nach einer kurzen Chai-Pause ging es dann auch schon los auf Feld! Zusammen mit einigen Ureinwohnern begannen wir Koerbe voll Sand zu schaufeln und diese vom Feld zu tragen. In der bruetenden Hitze zerliefen wir wie Eis, sahen durch den Sand und Staub aus wie die Dreckspatzen und waren am Ende hundemuede, aber stolz etwas geschafft zu haben. Nach 6 Monaten in denen wir vorallem Kopfarbeit geleistet hatten, tat es uns gut mal wieder richtig koeperlich anpacken zu koennen. Stolz praesentierten wir uns am Abend gegenseitig unsere Blasen an den Haenden.


Wir beim Mitanpacken


Zu viert kann man mehr tragen!!!

Die Arbeit auf den Feldern ging so die naechsten Tage weiter und wir waren regelrecht schockiert, wie langsam und muehsam das Sandschippen nur voran ging. An einem Vormittag schafften wir zu siebt gerade mal ein ca. 20x10 m grosses Feld vom Sand zu befreien. Wenn man bedenkt, dass insgesamt eine Flache von 14 ha mit Sand verschuettet wurde und dass es ueberlebensnotwendig ist, dass die Farmer ihre Reisfelder bis zur kommenden Regenzeit im Juli vom Sand befreien, um diese wieder neu bepflanzen zu koennen, dann ist das schon ganz schoen schockierend. Doch obwohl den Farmern eine sehr schwierige Zeit bevorsteht, waren sie voller Elan und Motivation bei der Arbeit. Ihre Art, sich durch saemtliche Probleme und Schwierigkeiten zu beissen, die harte koerperliche Arbeit, die sie jeden Tag verichten und die schwierigen Lebensbedingungen, in denen sie leben, verdient den groessten Respekt und Achtung.


Ein Farmer beim hart Arbeiten

So hart es klingt, waren wir nach den drei Tagen wirklich aber auch froh, wieder gehen zu duerfen und all die Probleme, Schwierigkeiten und Herausforderungen der Ureinwohnerfamilien hinter uns lassen zu koennen. Trotzdem waren und sind wir unheimlich froh und dankbar dafuer, dass wir die Chance bekamen fuer einige Tage in ein komplett neues und anderes Leben eintauchen zu koennen. Einmal richtig selbst erleben, wie die Menschen in der sehr doerflichen und weit abgeschiedene Gegend leben. Doch nicht nur fuer uns war diese Erfahrung einmalig, sondern auch fuer die Ureinwohner selbst. Zu Beginn noch ein wenig irritiert, weshalb zwei deutsche Maedchen aus dem fernen Deutschland gerade zu ihnen kommen, um ihnen auf dem Feld zu helfen, zeigten sie mit der Zeit immer mehr Interesse und man merkte sichtlich, was es ihnen bedeutete, dass wir an ihren Problemen, ihrem Leben und ihrem Alltag teilhaben wollen. So entstand eine ganz besondere Atmosphaere zwischen uns: eine Atmosphaere der Offenheit, Toleranz und des voneinander Lernens. Danke fuer diesen tiefen Ausflug in ein voellig anderes Leben...

Montag, 15. März 2010

“India is a country of many religions!”

“India is a country of many religions!” Mit diesem Satz beginnt ein Kapitel aus dem Englischbuch der 7.Klasse. Und nach 6 Monaten in incredible India koennen wir diesen Satz nur bestaetigen. Immer wieder sind wir von der Vielfalt der verschiedenen Religionen, dir hier so eng zusammenleben fasziniert. Wenn wir am Abend auf unserem Balkon sitzen, hoeren wir den Muezzin zum Gebete rufen und wir hoeren die Gloeckchen der Hindus bimmeln, wenn gerade Poojas gehalten werden. Vom naheliegenden Tempel schallt ein lautes Krishnagebet zu uns hinueber und der Kirchturm der „Holy Cross Church“ ist auch in greifbarer Naehe. Auf den Strassen entdecken wir Sikhs mit ihrem typischen Turban, wie auch burkatragende Muslime. Die Religion in Indien ist einfach ueberall!

Die Holy-Cross Church


Auch unsere Organisation KRWCDS ist fuer die Vielfalt der Religionen in Indien ein Paradebeispiel. Unser Direktor ist glaeubiger Christ, unser Mentor Ganesh ist - wie man dem Namen schon erkennen kann - Hindu und unsere Ersatzmama Fatima ist eine Muslima. Alle arbeiten hier friedlich zusammen und respektieren ihren verschienden Glauben. Und wie selbstverstaendlich duerfen wir an jeglichen Festen und Ritualen der verschiedenen Religionen teilhaben. Wir bekommen von unserem Mentor oder von unseren Freunden praechtige Tempel gezeigt, werden von Fatimas Familie zur Moschee am Meer mit riesiger Kuppel mitgenommen und gehen Sonntags in die Kirche, wo das Kreuz bunt blinkt und man auf Plastikstuehlen sitzt. Jeder ist stolz uns seine Religion zu erklaeren und vorzustellen und so lernen wir unheimlich viel ueber die verschiedenen Glaubensrichtungen. Wir lernen z.B., dass der Hinduismus viel mehr nach innen, zur eigenen Mitte orientiert ist, viel auf Meditation abzielt und innere Harmonie als Ziel hat, waehrend das Christentum doch eher nach aussen gerichtet ist, auf das Prinzip der Naechstenliebe aufgebaut ist und sich viel um die Mitmenschen dreht. In Indien preaegt die Religion alle Bereiche des alltaeglichen Lebens. Es wird nicht, wie in Deutschland so oft, als Tabutheme aufgefasst und nur im kleinen Kreis oder ganz alleine praktiziert, sondern jeder spricht darueber ganz offen und praktiziert seine Religion auch in aller Oeffentlichkeit. Die Poojas finden teilweise auf der Strasse statt, viele Hindus haben ihren Lieblingsgott als Handyhintergrund, manche Christen Jesus als Schluesselanhaenger, auf den Bussen und Rikshas stehen Namen wie „Jesus Star Express“ oder „Halleluja“, jede Woche kommt der Mullah, um Fatimas Kinder Arabisch, die Sprache ihrer Religion und des Korans, beizubringen und die Muslime gruessen sich mit den arabischen Worten „Salam Aleikum“.

Ein Hindu bei einer Pooja am Strassenrand

Wir entdecken auch immer wieder, wie die verschiedenen Religionen, trotz ihrer grossen Unterschiede doch auch voneinander lernen bzw. voneinander beeinflusst werden. So faellt uns besonders auf, dass das Christentum hier sehr viel von der Farbenfreude, Lautstaerke, Intensitaet und teilweise auch von dem „Kitsch“ des Hinduismus uebernommen hat. Viel mehr als in Deutschland werden Jesusbilder verehrt, Mutter Gottes Statuen angebetet und in jedem Haus haengen Bilder von Heiligen und blinkende Kreuze.


Ein Altar, wie er in jeder christlichen Familie zu finden ist


Schoen ist es besonders zu sehen, wenn Menschen verschiedener Religionen ihre Feste zusammen feiern. Am hinduistischen Fest Diwali (Lichterfest) feiern die Christen z.B. Jesus Christus als Licht der Welt und an Holi, dem Farbenfest, lieferten wir uns auch eine aufregende Farbenschlacht mit Fatimas muslimischen Kindern. Doch leider, so mussten wir auch lernen, gibt es in Indien natuerlich auch Ausnahmen des friedlichen Zusammenlebens der Religionen. Eine Ordensschweter aus Mangalore erzaehlte uns z.B. davon, wie sie schon oft belaestigt wurde, wie Steine nach ihr geschmissen wurde und sie sogar verletzt wurde. Auch unser Projektleiter berichtete uns von schlimmen Problemen zu Beginn seines Projektes, als ihn Hindus so stark wegen seiner Religion bedrohten, dass er schon daran dachte sein Projekt aufzugeben. Doch, so versichern uns alle Menschen hier immer wieder und wieder, sind die Inder im Grunde genommen ein sehr friedliches und tolerantes Volk und Fanatiker gibt es leider ueberall... Die verschiedenen Religionen erleben wir hier als etwas sehr intensives, in das die Menschen all ihre Energie stecken und aus der sie auch unglaublich viel Kraft schoepfen. Viel mehr als bei uns gibt ihnen ihr Glaube auch Antworten auf verschiedene Fragen und hilft ihnen Ungerechtigkeiten und Leid zu akzeptieren. Und uns scheint es, als erfahre man nirgends auf der Welt deutlicher:

Montag, 8. März 2010

Indien...


... ein Land, indem

... das Leben sich auf der Strasse abspielt.

... die Uhren manchmal ein wenig anders ticken.

... das Leben ein Stueck bunter ist.

... man nur im hier und jetzt leben kann.

... man sich selbst besser und neu entdecken kann.

... morgen immer definitiv anders kommt als erwartet.

... man als Weisser vor lauter Aufmerksamkeit, die man bekommt leicht Staralueren entwickelt.

... das man mit allen Sinnen erlebt.

... in drei Wochen 5 Feiertage gefeiert werden.

... die Familie das wichtigste ist.

... jeder eine Philosophie hat.

... die Menschen unheimlich direkt sind („ You became fat!“).

... man an Tiefe gewinnt.

... man Traditionen von daheim staerker wahrnimmt und schaetzen lernt.

... jede Aussage ueber dieses Land widerlegt werden kann.

... nichts zusammen passt.

... man eine faszinierende Naehe zu Personen aufbauen kann, ohne mit ihnen richtig kommunizieren zu koennen.

... es NIE Probleme gibt, hoechstens challenges: “And if there’s problem, we solve it!“ Es gibt hier sogar Loesungen auf Probleme, die noch gar nicht entstanden sind.

... man sich nach Kuehlregalen, Kaese, Weisswein und Bitterschokolade sehnt.

... wir nun schon ein halbes Jahr leben und uns immer mehr zu Hause fuehlen!!!

Freitag, 5. März 2010

Es gibt in Indien tausende Goetter, aber nur 365 Tage diese zu feiern

Indien ist ja bekannt dafuer, immer alles gross, bunt und laut zu feiern. In den letzten Wochen hatten wir die Gelegenheit einige hinduistische Feste selbst mitzuerleben, mitzufeiern und mitzugeniessen…Davon wollen wir euch heute berichten!

1. Holi




Schon seit unserer Ankunft in Indien freuten wir uns auf dieses Fest, eines der Lieblingsfeste der Inder (ihr muesst wissen, jeder Inder hat hier ein Lieblingsgott und somit auch ein Lieblingsfest).
Beim Fest Holi handelt es sich um ein dem Gott Krishna geweihtes Fruehlingsfest. An diesem Tag gedenkt man Krishnas anmutigem Floetenspiel, womit er als Hirtenjunge alle verzaubert hatte.


http://www.energyenhancement.org/krishna


Die Menschen bewerfen sich gegenseitig mit farbigen Pulver und bespritzen sich mit Wasser. Die gesellschaftlichen Schranken sind gelockert und die Kastengesetze voruebergehend aufgehoben. Die Farben symbolisieren dabei den hereinbrechenden Fruehling mit seinen bluehenden Feldern und bunten Blumen. Jede Farbe steht darueberhinaus fuer etwas bestimmtes. So erklaerte uns eine Freundin die Bedeutung der Farben in der folgenden SMS:

“Peace – White
Power – Red
Knowledge – Yellow
Development – Green
Love – Pink
Success – Blue
I wish these all colours come in your life! Happy Holi!”

Und schon in den ersten Minuten waren wir froh ueber die Warnung, wir sollen an diesem Tag unsere aeltesten Churidars anziehen. Die erste Ladung Farbe traf uns fahrradfahrend noch im Halbschlaf auf dem Weg zum Fruehstueck. Baaaam….und schon waren wir Pink! Bis wir endlich bei bei Lincy ankamen, hatten wir schon jede erdenkliche Farbe in mehreren Schichten auf unserem Gesicht und der Kleidung gesammelt. Nach dem Fruehstueck fuhren wir dann ins Hostel, wo wir dann endlich nicht nur die Farbopfer waren, sondern auch ordentlich austeilten. Hui, war das eine Gaudi!


Wir muessen wahnsinnig amuesant ausgesehen haben, denn jeder, den wir auf dem Weg getroffen hatte, lachte schallend ueber uns. Dabei sahen ja alle gleich bunt aus, egal ob Kind, Busfahrer, Hund oder Foreigners.
Holi ist definitiv unser indisches Lieblingsfest!!!




2. Tempelfest

Wir durften diesen Monat auch ein typisch indisches Tempelfest in Shejdwad erleben. Jeder Tempel feiert einmal im Jahr ein solches Fest, an dem der spezielle Gott des Tempels besonders geehrt und gefeiert wird. Die Feierlichkeiten finden meist am Abend statt und ziehen sich ueber mehrere Tage hin. Ganz typisch ist dabei der meterhohe, festlich geschmueckte Festwagen (“rollender Tempel”), der den Mittelpunkt des Fest darstellt.



Auf diesem Wagen befindet sich ein kleiner Poojaraum, indem dem bestimmten Gott Opfergaben und Gebete dargebracht werden. Die Menschen stellen sich dafuer in endlos scheinenden Schlangen an. Dabei haelt jeder das “offizielle Poojaset” bereit. Dieses besteht aus einer Kokosnuss, einer Banane, Blumenkette und Raeucherstaebchen. Nachdem diese gesegnet wurden, werden sie zu Prasadam (god’s gift) und gegessen, geteilt und ins Haar gesteckt.
Neben all diesen Poojas (Opferdarbietungen), Gebeten und Tempelgaengen, scheint ein Tempelfest auch als eine Art “Come together” zu dienen. Es trifft sich die ganze Familie, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen, um gemeinsam zu feiern, sich an den zahlreichen Staenden mit Jalebi, Pehl Puri oder Gobi Manchuri den Magen voll zu schlagen und das “cultural program” mit Musik, Tanz und Theater zu geniessen. Uns erinnerte dieses Tempelfest in Zuegen irgendwie an unsere deutschen Volksfeste, „nur“ eben in indischer, hinduistischer Version!


Die Herstellung von Jalebi


3. House warming ceremony

“Die Einweihung eines Hauses stellt nach der Hochzeit und vor dem Tod das zweitwichtigste Ereignis im Leben eines Hindus dar!”
Mit diesen Worten lud uns unser Mentor Ganesh zu seiner House Warming Ceremony nach Udupi, seinem Heimatort, ein. Ganz aufgeregt und freudig fieberten wir diesem sehr besonderen Tag entgegen. Unsere Neugier wurde noch weiter gesteigert, als Ganeshs Frau Vidhya uns am Abend vorher unbedingt darauf hinweisend musste, dass wir doch DRINGEND unsere Saris mitnehmen und moeglichst auch nicht allzu viel vor der Feierlichkeit essen sollten.
Voller Vorfreude machten wir uns also auf den Weg nach Udupi und wurden dort herzlich von Ganesh, seiner Familie und der gesammten Nachbarschaft empfangen. Kaum angekommen waren wir auch schon mittendrin und Teil der ganzen Ritualen, Braeuchen und Poojas. Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollte: Da waren eine Horde von hinduistischen Priestern und Tempeldienern, einige heilige Feuerstellen (im NEUEN Haus!!!), bunte Rangoli (Mandalas) auf dem Boden, Kuhdung vor der Eingangstuer, Saecke von Reis und Berge von Kokosnuessen fuer die Poojas, unser Mentor im traditionallen Brahmanenoutfit und ueberall roch man die Massen an Raeucherstaebchen, hoerte man meditative Sanskrit-Gebete wie auch Pooja-Gloeckchen und ploetzlich standen dann auch noch zwei heilige Kuehe mitten im Wohnzimmer, die genuesslich den gesegneten Puffreis vom Bananenblatt schleckten. Wir waren baff...


Rangoli werden aufgemalt



Kuehe betreten das neue Haus


Insgesamt erstreckten sich die verschiedenen Homas (= spezielle Poojas, die am offenen Feuer gehalten werden) ueber einen Abend und einen Morgen und dauerten alles in allem fast 6 Stunden. Mit all diesen Opferdarbietungen, so erklaerte uns Vidhya entschuldigen sich die Hausbesitzer fuer all die Kleintiere, die eventuell beim Bau des Hauses getoetet wie auch fuer das Blut, das von den Handwerkern „vergossen“ wurde.
Wir waren besonders beeindruckt von den Priestern, die stundenlang und bis in kleinste Detail routiniert ihre Gebete sprachen, Prasadam ins Feuer warfen und Vidhya und Ganesh erklaerten, was sie genau zu tun hatten. „But be careful! You should better not touch the priests, they are a little bit religious!!!“, dieser Satz von Vidhyas Bruder wird uns wohl immer im Gedaechtnis bleiben und uns ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubern... Totmuede vielen wir dann am spaeten Abend, ganz benebelt vom Homa-Rauch und voller neuer Eindruecken in unser Bett. Doch lange war die Nacht fuer uns leider nicht, schon um 4 Uhr morgens ging es naemlich wieder weiter! Dann endlich wurden Ganesh und Vidhya die offiziellen Hausbesitzer, nachdem sie wiederrum unter viel Rauch und Sanskrit-Gebeten das Haus feierlich betraten.
Die Zeremonie wurde schliesslich durch ein riesen grosses Festessen abgerundet, zu dem saemtliche Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und weniger Bekannte eingeladen wurden. Und endlich verstanden wir Vidhyas Warnung, dass wir am Tag zuvor nicht so viel essen sollten. Das Mittagessen bestand aus sage und schreibe 26 (!!!!!!) verschiedenen Gerichten, die alle dekorativ auf einem Bananenblatt serviert wurden und uns einfach nur stauen und geniessen liessen...



Ganesh und Vidyhya in traditioneller Kleidung




Homas



Hinduistische Feste – etwas ganz anderes, aufregendes, spannendes, spassiges und beeindruckendes, das wir diesen Monat auf jeden Fall lieben gelernt haben... Wir hoffen wir konnten euch duch unsere Berichterstattung ein wenig daran teilhaben lassen!

Mittwoch, 17. Februar 2010

Schule auf indisch

TEACHER, TEACHTER, TEACHER!!!!

Dass wir beide nur einige Monate, nachdem wir selbst nicht mehr die Schulbank druecken so angesprochen (bzw. angetroetet) werden, haetten wir ja wahrlich auch nicht gedacht... Doch seitdem wir in der nahe gelegenen Grundschule Englisch unterrichten, ist das fuer uns Alltag geworden.


Theresa beim Unterrichten vor der Klasse

Doch bevor wir uns als Grundschullehrer versuchten, hatten wir in den vergangenen Monaten wir die Moeglichkeit einige Schulen rund um Karwar zu besuchen, um so einen etwas tieferen Einblick in das indische Schulsystem, die Lehr- und Lernweise zu bekommen.
Der Ehrlichkeit zuliebe muss man aber einraeumen, dass das “Anschauen” in manchen Schulen eher schlecht als recht geklappt hat und so wurden wir des oefteren einfach vor eine Klasse gestellt mit dem Auftrag: “Teach the children!” Nach fragenden Blicken, kurzer Verwirrung und Gedanken wie “Wo ist die Tuer?” schuettelten wir uns dann Lieder wie “If you happy and you know it” oder das Spiel Obstsalat aus dem Aermel. Und so entdeckten wir bei diesem Sprung ins kalte Wasser nicht nur den Spass am Unterrichten an einer indischen Schule, sondern lernten auch wie wichtig, ja fast lebensnotwendig Spontanitaet und Improvisationstalent in Indien sein kann.


Die Kids tanzen uns etwas vor

Aber nun zurueck zu Schulen. Nach all den Blogeintraegen, in denen wir ueber dieses doch so andere und verrueckte Land Indien berichtet haben, koennt ihr euch ja wahrscheinlich vorstellen, dass natuerlich auch das Schulleben in Indien voellig anders verlaeuft als in Deutschland.
Der Tag beginnt fuer die Kleinen, meist in blau-weisser Schuluniform gekleideten Kinder um 9.30Uhr mit dem morgentlichen Appell auf dem Schulhof. Dort stellen sich alle in Reih und Glied auf, kleine Ansprachen werden gehalten, Ansagen gemacht und voller Stolz die Nationalhymne getraellert. Das alles wirkt fuer das deutsche Auge ein wenig befremdlich, da sehr militaerisch. Doch betrachtet man dies aus indischer Perspektive ist es ein Zeichen von Diszplin und Vaterlandsliebe, was hier etwas voellig normales, wertvolles und unabdingbares ist.


Schueler beim Morgenappell

Nach dem Morgenappell geht es dann in die Klassen, die meist um einiges groesser sind, als wir es aus Deutschland gewohnt sind. Aber nicht nur die Klassenstaerke ist etwas, an das man sich erst gewoehnen muss. Auch die Art, wie unterrichtet wird ist voellig verschieden zu der uns bekannten. Der Unterricht wird meist sehr frontal gehalten und bei solch grossen Klassen ist es natuerlich auch nicht moeglich Einzelne speziell zu foerdern. Wer am lautesten “Teacher, Teacher” schreit, gewinnt meistens, so haben wir jedenfalls den Eindruck;-)
Ganz besonders befremdlich wirkt fuer uns auch die Lernweise der indischen Schueler. Auswendiglernen bestimmt ihren Lernalltag, da ist nichts mit Abstrahieren, auf andere Beispiele anwenden oder Regeln ableiten. Der Lehrer diktiert die Antworten auf die Fragen zum Text, die Kinder schreiben sie brav ab und sich hinter die Ohren. Voellig abgekapselt vom eigentlichen Text, stellt die Lehrerin in der Klasse dann z.B. die Frage: “In which lines of the poem does the poet speak to the reader?” und eine handvoll Kinder antworten wie aus der Pistole geschossen: “The poet speaks to the reader in line 8, 12 and 17.” Und nur weil die Kinder die Antwort wissen, heisst das leider nicht, dass sie auch verstehen, was sie sagen.
Ein weiterer Aspekt, der uns immer wieder ueberrascht, ist wie stark die Schule das Leben der indischen Kinder bestimmt. Von Montag bis Samstag haben die Kleinen jeden Tag von morgens bis abends Schule, nur der Samstag ist meist halbtags. Und nachdem am Abend die Schulglocke gelaeutet hat, ist fuer die Kinder noch lange nicht Spielen, Rumtollen und Ausruhen angesagt. Hausaufgaben, Projekte und Auswendiglernen wartet dann auf sie. Wir fuehlen uns schon so manchmal als “Lazy fellows”, wenn wir unsere Schulzeit mit der indischen vergleichen!
Seit Januar unterrichten wir nun also taeglich die 7.Klasse an der nahe gelegenen Shirwad School in Englisch und dies bereitet uns immer mehr Freude. Als wir im Dezember gefragt wurden, ob wir nicht Lust haetten an der Schule als Lehrer ein wenig auszuhelfen und so auch einige unserer “fremden” Lernmethoden dort einzufuehren bzw. vorzustellen, fuehlten wir uns erst ein wenig ueberfordert und waren uns nicht sicher, ob wir dieser Rolle gewachsen waren. Schliesslich haben wir keinerlei Ausbildung oder Erfahrungen in diesem Bereich. Aber bekanntlich waechst man ja an den Aufgaben, die man bekommt und gluecklicherweise durften wir das auch so erfahren.
Eine unserer Aengste und auch Schwierigkeiten zu Anfang war sicherlich die Sprachbarriere. Unser Kannada reicht naemlich leider immer noch nicht mal zum Bananen kaufen und das Englisch der Kids koennte man auch als “sehr duerftig” bezeichnen. Doch haben wir und die Kinder zum Glueck sehr schnell gelernt uns mit Haenden und Fuessen zu verstaendigen. Beim Erklaeren von Woertern wie z.B. squirrel (Eichhoernchen) machen wir uns fiepsend und huepfend immer wieder zum Affen.
Seit einigen Wochen versuchen wir nun tagtaeglich den Spagat zwischen der indischen und deutschen Lehr- und Lernweise zu machen. Denn muessen wir die Kinder leider auch die Antworten stumpf auswending lernen lassen – sie brauchen sie ja fuer die Examen – aber wir versuchen zumindest, die Kids selbst die Saetze bilden zu lassen und haben so das Gefuehl, sie verstehen sie auch besser.


Corinna kontrolliert die Hausaufgaben

Im Laufe unserer Zeit hier in Indien und auch dank unserer Erfahrungen in den Schulen, wird uns immer mehr bewusst, wie unheimlich wichtig eine gute Schulbildung ist. Schon an der Art, wie sich die Kinder verhalten, merkt man oft, was fuer eine Schule (privat oder staatlich) sie besuchen und natuerlich wird auch die Zukunft, die spaeteren Berufschancen, ja eigentlich das gesamte Leben sehr stark von ihr beeinflusst bzw. bestimmt.
Und so klar wie jetzt war uns noch nie, wie dankbar wir fuer unsere gute Schulbildung sein koennen und auch sollten…