Mittwoch, 21. Oktober 2009

Good morning Ma’am…

Mit diesen Worten werden wir jeden Morgen von den Mitarbeitern, denen wir hier im Projekt Englischunterricht geben begruesst. Obwohl natuerlich alle viel aelter sind als wir, begegnen uns die Mitarbeiter mit grossen Respekt: „Please Ma’am...yes Ma’am...thank you Ma’am“. Jedem macht es immer sichtlich Spass sich an Grammatik-, Sprachuebungen und Spielen zu beteiligen. So hoffen wir mit der Zeit alle aus der Reserve locken zu koennen und zum Englisch sprechen zu motivieren. Auf alle Faelle sind wir hochmotiviert, schon allein, weil wir schon ein paar Mal ganz nett fuer unsere „german“ Lehrmethoden gelobt wurden. Und so schnell werden uns die Ideen auch nicht ausgehen...
Ausgegangen sind wir dafuer letzte Woche schon. Und zwar auf Delna’s Geburtstagsparty. Diese wurde gross im Garten mit saemtlichen Mitarbeitern, riesen Buffet, guter Stimmung und leckeren Goadrinks gefeiert. Um Punkt acht ging es mit dem traditionellen indischen Kitschtortenanschneiden los, worauf dann nicht nur jeder Gast ein Stueck Torte essen musste, sondern auch noch auf einem Foto mit Delna (mittlerweile schon im zweiten Outfit) posieren durfte. Wir hatten dabei riesen Spass und auch mal die Gelegenheit in feucht-froehlicher Atmosphaere die Mitarbeiter besser kennenzulernen. Ach ja, und die kleine Delna wurde uebringens ein Jahr alt...

Nach all den Wochen im Projekt, wird uns immer mehr klar, dass sich unsere Organisation KRWCDS nicht nur als blosse NGO versteht, sondern vielmehr als grosse Familie, in der jeder einzelen Teil wichtig ist. Auch wenn wir immer noch nur als die „foreigners“ bekannt sind, fuehlen uns immer mehr als Teil der Grossfamilie.
Nachdem wir anfangs ein wenig Probleme hatten, eine richtige Aufgabe hier zu finden, haben wir letzte Woche eine wirklich interessante und wichtige gefunden. Wir haben einige Ureinwohnerdoerfer besucht, die sehr stark von den Unwettern Anfangs des Monats betroffen sind. Zwar sind dort gluecklicherweise keine Menschen umgekommen oder verletzt worden, jedoch sind die Einkommensquellen (Reisfelder, Palmen...) stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Durch intensive Gespraeche mit einzelnen Dorfbewohnern haben wir erfahren, dass viele Familien deshalb die Haelfte ihres jaehrlichen Einkommens einbuessen werden. Unsere Beobachtungen, Erfahrungen und Begegnungen wollen wir nun in einem lebensnahen Bericht zusaemmenfassen. Mit diesem hoffen wir kann die Karl Kuebel Stiftung in Deutschland auf das Schicksal dieser Menschen aufmerksam machen.
Fuer uns selbst war und ist es sehr schockierend zu erfahren, was Naturkatastrophen anrichten koennen und vor allem welche Auswirkungen sie auf das Leben der betroffenen Menschen haben koennen.

Morgen geht es dann (vorraussichtlich!!!) mit unserem eigentlichen Oktoberplan los. Als wir diesen naemlich Ende September aufgestellt haben, hat leider keiner der Mitarbeiter bedacht, dass die Haelfte des Oktobers Ferien sind und somit die Kids nicht im Kinderheim, sondern in ihren Familien sind. Wir sind gespannt, was uns dort erwartet und warten immer noch sehnsuechtig auf unsere „daily routine“...

Liebe Gruesse von Corinna und Theresa aus dem Land, wo der Pfeffer waechst:-)

Sonntag, 4. Oktober 2009

Aus dem Land, in dem immer alles anders kommt ...

Wir haben lange ueberlegt, wie wir diesen Blogeintrag beginnen sollen, denn in den letzten Tagen ist so unglaublich viel schockierendes passiert. Wir hatten hier in der Region ein richtig schlimmes Unwetter, es hat tagelang wie aus Eimern geschuettet. Wir waren fuer 1 ½ Tage von der Aussenwelt abgeschnitten, hatten keinen Strom, kein Wasser und kein Handynetz. So haben wir nicht mal mitbekommen, dass ganz Karwar unter Wasser stand. In der Zwischenzeit haben wir sogar erfahren, dass eines der Doerfer, das von unserem Projekt unterstuetzt wird, unter einer Schlammlawine begraben wurde…
All das war und ist sehr erschuetternd fuer uns, wir haben bisher noch nie solch eine Naturkatastrophe erleben muessen. Doch trotz all der schlimmen Nachrichten, die uns hier schier teilweise erschlagen, geht es immer noch sehr gut und mittlerweile hat es sogar aufgehoert zu regnen. Fatima, unser gute Seele des Hauses, hat sich in den letzten Tagen liebevoll und fuersorglich um uns gekuemmert und uns bekocht, als draussen nichts mehr ging. Mit ihren 4 Enkelkindern, die auch hier im Office wohnen, haben wir die verregneten Nachmittage spielend verbracht.

Wir hoffen nun, dass hier bald wieder Normalitaet einkehrt und wir dann in unseren neu erarbeiteten Monatsplan starten koennen. Wir werden ab sofort (oder spaeter…) taeglich den Mitarbeitern hier im Office Englischunterricht geben. Ausserdem werden wir im Asha Kiran Hostel und im Child Resource Centre mit den Kindern ein Freizeitprogramm gestalten und auch Englisch unterrichten. Einmal die Woche werden wir die Sozialarbeiter bei ihren field visits begleiten und die verschiedenen Doerfer besuchen.
Genug jetzt von der Zukunft geredet, was ist bei uns in der letzten Zeit sonst noch so passiert?
Zuallererst wurden uns ganz offiziell, mit indischem Trara und deutschem Humor (dank an Herrn Tepel) unsere Fahrraeder ueberreicht, mit denen wir nun sozusagen die Strassen von Karwar unsicher machen (oder die Strassen eher uns?!?). Wir sind sehr froh, dass wir uns nun jederzeit zum naechsten Shop begeben koennen, um unsere - uns oft ueberfallende - Suessigkeitenlust mit Keksen und indischen Knabbereien zu stillen. Nun weiss auch schon die ganze Nachbarschaft, dass hier zwei indisch-gekleidete weisse Maedels wohnen und so werden wir bei unseren Fahrradtouren regelmaessig schon von weitem johlend begruesst (“Hey Germans, where are you going???” – wobei uns noch nicht klar ist, woher jeder weiss, dass wir aus Deutschland kommen…).


Ein weiterer Hoehepunkt der letzten Woche war fuer uns das Onam-Fest, das hier von den Familien aus Kerala (der Nachbarstaat von Karnataka) typisch indisch gefeiert wird. Zum ersten Mal durften wir dort von Bananenblaettern essen und die indische Kindlichkeit beim Musical-chair (= Reise nach Jerusalem) spielen live erleben. Gegen die lautstark unterstuetzten Inderinnen hatten wir natuerlich keine Chance und so flogen wir direkt in den ersten Runden schon raus. Aber noch nie war Verlieren fuer uns so lustig, denn allein das Beobachten des Spektakels war ein riesen Spass.


Nun sind wir auf die naechsten Tage hier gespannt, denn eins haben wir hier in Indien schon gelernt: Es kommt immer ALLES anders als erwartet (gedacht, geplant)…