Montag, 15. März 2010

“India is a country of many religions!”

“India is a country of many religions!” Mit diesem Satz beginnt ein Kapitel aus dem Englischbuch der 7.Klasse. Und nach 6 Monaten in incredible India koennen wir diesen Satz nur bestaetigen. Immer wieder sind wir von der Vielfalt der verschiedenen Religionen, dir hier so eng zusammenleben fasziniert. Wenn wir am Abend auf unserem Balkon sitzen, hoeren wir den Muezzin zum Gebete rufen und wir hoeren die Gloeckchen der Hindus bimmeln, wenn gerade Poojas gehalten werden. Vom naheliegenden Tempel schallt ein lautes Krishnagebet zu uns hinueber und der Kirchturm der „Holy Cross Church“ ist auch in greifbarer Naehe. Auf den Strassen entdecken wir Sikhs mit ihrem typischen Turban, wie auch burkatragende Muslime. Die Religion in Indien ist einfach ueberall!

Die Holy-Cross Church


Auch unsere Organisation KRWCDS ist fuer die Vielfalt der Religionen in Indien ein Paradebeispiel. Unser Direktor ist glaeubiger Christ, unser Mentor Ganesh ist - wie man dem Namen schon erkennen kann - Hindu und unsere Ersatzmama Fatima ist eine Muslima. Alle arbeiten hier friedlich zusammen und respektieren ihren verschienden Glauben. Und wie selbstverstaendlich duerfen wir an jeglichen Festen und Ritualen der verschiedenen Religionen teilhaben. Wir bekommen von unserem Mentor oder von unseren Freunden praechtige Tempel gezeigt, werden von Fatimas Familie zur Moschee am Meer mit riesiger Kuppel mitgenommen und gehen Sonntags in die Kirche, wo das Kreuz bunt blinkt und man auf Plastikstuehlen sitzt. Jeder ist stolz uns seine Religion zu erklaeren und vorzustellen und so lernen wir unheimlich viel ueber die verschiedenen Glaubensrichtungen. Wir lernen z.B., dass der Hinduismus viel mehr nach innen, zur eigenen Mitte orientiert ist, viel auf Meditation abzielt und innere Harmonie als Ziel hat, waehrend das Christentum doch eher nach aussen gerichtet ist, auf das Prinzip der Naechstenliebe aufgebaut ist und sich viel um die Mitmenschen dreht. In Indien preaegt die Religion alle Bereiche des alltaeglichen Lebens. Es wird nicht, wie in Deutschland so oft, als Tabutheme aufgefasst und nur im kleinen Kreis oder ganz alleine praktiziert, sondern jeder spricht darueber ganz offen und praktiziert seine Religion auch in aller Oeffentlichkeit. Die Poojas finden teilweise auf der Strasse statt, viele Hindus haben ihren Lieblingsgott als Handyhintergrund, manche Christen Jesus als Schluesselanhaenger, auf den Bussen und Rikshas stehen Namen wie „Jesus Star Express“ oder „Halleluja“, jede Woche kommt der Mullah, um Fatimas Kinder Arabisch, die Sprache ihrer Religion und des Korans, beizubringen und die Muslime gruessen sich mit den arabischen Worten „Salam Aleikum“.

Ein Hindu bei einer Pooja am Strassenrand

Wir entdecken auch immer wieder, wie die verschiedenen Religionen, trotz ihrer grossen Unterschiede doch auch voneinander lernen bzw. voneinander beeinflusst werden. So faellt uns besonders auf, dass das Christentum hier sehr viel von der Farbenfreude, Lautstaerke, Intensitaet und teilweise auch von dem „Kitsch“ des Hinduismus uebernommen hat. Viel mehr als in Deutschland werden Jesusbilder verehrt, Mutter Gottes Statuen angebetet und in jedem Haus haengen Bilder von Heiligen und blinkende Kreuze.


Ein Altar, wie er in jeder christlichen Familie zu finden ist


Schoen ist es besonders zu sehen, wenn Menschen verschiedener Religionen ihre Feste zusammen feiern. Am hinduistischen Fest Diwali (Lichterfest) feiern die Christen z.B. Jesus Christus als Licht der Welt und an Holi, dem Farbenfest, lieferten wir uns auch eine aufregende Farbenschlacht mit Fatimas muslimischen Kindern. Doch leider, so mussten wir auch lernen, gibt es in Indien natuerlich auch Ausnahmen des friedlichen Zusammenlebens der Religionen. Eine Ordensschweter aus Mangalore erzaehlte uns z.B. davon, wie sie schon oft belaestigt wurde, wie Steine nach ihr geschmissen wurde und sie sogar verletzt wurde. Auch unser Projektleiter berichtete uns von schlimmen Problemen zu Beginn seines Projektes, als ihn Hindus so stark wegen seiner Religion bedrohten, dass er schon daran dachte sein Projekt aufzugeben. Doch, so versichern uns alle Menschen hier immer wieder und wieder, sind die Inder im Grunde genommen ein sehr friedliches und tolerantes Volk und Fanatiker gibt es leider ueberall... Die verschiedenen Religionen erleben wir hier als etwas sehr intensives, in das die Menschen all ihre Energie stecken und aus der sie auch unglaublich viel Kraft schoepfen. Viel mehr als bei uns gibt ihnen ihr Glaube auch Antworten auf verschiedene Fragen und hilft ihnen Ungerechtigkeiten und Leid zu akzeptieren. Und uns scheint es, als erfahre man nirgends auf der Welt deutlicher:

1 Kommentar:

  1. Good drilling down to facts and analysis of the entire relgious diversity.. keep up the good work..

    Regards,
    db

    AntwortenLöschen