Freitag, 19. März 2010

Ein Ausflug in eine voellig anderes Leben

“What do you think of going to the tribal areas for a few days?”
Mit dieser Frage unseres Projektdirektors Mr. Susaraj wurde eine Idee geboren, die uns so schnell nicht mehr losliess... Wie wir schon einmal berichteten, fegte zu Beginn unseres Freiwilligendienst ein sehr heftiges Unwetter ueber den Staat Karnataka und hinterliess besonders in unserer Region rund um Karwar grosse Schaeden. Damals machten wir es uns zusammen mit unserem Mentor Ganesh zur Aufgabe einen detaillierten Bericht ueber die Schaeden, Zerstoerungen und Folgen der Flut zu schreiben und darin auch moegliche Wiederaufbauungsmassnahmen vorzuschlagen. Dieser Bericht inklusive Budgetplan, Fotos und Hintergrundinfos wurde dann beim BMZ eingereicht und laaaaaaaaaaaange diskutiert, bis wir vor einiger Zeit erfuhren, dass ein Teil unserer vorgeschlagenen Massnahmen, das Befreien der Reisfelder vom angeschwemmten Sand, bewilligt wurden bzw. finanziell gefoerdert werden. Dies war fuer uns natuerlich ein riesen Erfolg und freute uns unheimlich. Mit dem bewilligten Geldern hiess es jetzt: “An die Schaufeln, fertig, los!!!“ Und so packten wir unsere sieben Sachen und machten uns fuer drei Tage auf den Weg zu den Ureinwohnern. Man muesste meinen, nach 6 Monaten Abenteuer Indien seien wir jetzt abenteuererprobt, doch trotzdem waren wir recht aufgeregt, da wir (mal wieder!!!) gar nicht wussten, was uns wohl erwarten wird... Zuerst erwarteten uns Tijo und Nishan im Gangster-Outfit und wir fingen an zweifeln, wo genau sie uns hinbringen wuerden...

Doch alles hatte einen plausiblen Grund, der sich spaeter auf unseren Kleidern, Gesichtern und Rucksaecken deutlich bemerkbar machte: Die Region der Ureinwohner ist zur Zeit sehr trocken und deshalb „fulllllllllllll dusty“;-) Kaum war der erste Schreck ueberwunden, kreuzte unserem Weg eine riesengrosse Schlange und uns wurde nebenbei erzaehlt, dass am Vortag zwei Tiger einige Kuehe aus dem Dorf gerissen hatten. Doch der herzliche Empfang bei unserer „Gastfamilie“ stellte die anfaenglichen Schocks in den Schatten.


Unsere tribal „Gastfamilie“



Die goldigen Kinder unserer Gastfamilie

Die ersten zwei Tage wohnten wir bei Sudharkas Familie, der wohl die goldigsten Kinder der ganzen Tribal area hat. Es war fuer uns einmal eine ganz andere und wertvolle Erfahrung in solch einfachen Lebensbedingungen zu leben. Es gab dort kein fliessendes Wasser, kaum Strom (wenige Stunden am Tag), keine Toiletten, Handyempfang nur an einer Ecke des Daches, offenes Feuer zum Kochen, ein Badezimmer aus Palmblaettern und ueberall leben neben den Menschen Kuehe, Hunde, Katzen und jede erdenkliche Art von Insekten.


Das “Bad” der Familie



Theresa beim sich Waschen


Die einfache (aber gute!!!) Kueche


Die Kochstelle, die nur mit Feuer betrieben wird

Nach einer kurzen Chai-Pause ging es dann auch schon los auf Feld! Zusammen mit einigen Ureinwohnern begannen wir Koerbe voll Sand zu schaufeln und diese vom Feld zu tragen. In der bruetenden Hitze zerliefen wir wie Eis, sahen durch den Sand und Staub aus wie die Dreckspatzen und waren am Ende hundemuede, aber stolz etwas geschafft zu haben. Nach 6 Monaten in denen wir vorallem Kopfarbeit geleistet hatten, tat es uns gut mal wieder richtig koeperlich anpacken zu koennen. Stolz praesentierten wir uns am Abend gegenseitig unsere Blasen an den Haenden.


Wir beim Mitanpacken


Zu viert kann man mehr tragen!!!

Die Arbeit auf den Feldern ging so die naechsten Tage weiter und wir waren regelrecht schockiert, wie langsam und muehsam das Sandschippen nur voran ging. An einem Vormittag schafften wir zu siebt gerade mal ein ca. 20x10 m grosses Feld vom Sand zu befreien. Wenn man bedenkt, dass insgesamt eine Flache von 14 ha mit Sand verschuettet wurde und dass es ueberlebensnotwendig ist, dass die Farmer ihre Reisfelder bis zur kommenden Regenzeit im Juli vom Sand befreien, um diese wieder neu bepflanzen zu koennen, dann ist das schon ganz schoen schockierend. Doch obwohl den Farmern eine sehr schwierige Zeit bevorsteht, waren sie voller Elan und Motivation bei der Arbeit. Ihre Art, sich durch saemtliche Probleme und Schwierigkeiten zu beissen, die harte koerperliche Arbeit, die sie jeden Tag verichten und die schwierigen Lebensbedingungen, in denen sie leben, verdient den groessten Respekt und Achtung.


Ein Farmer beim hart Arbeiten

So hart es klingt, waren wir nach den drei Tagen wirklich aber auch froh, wieder gehen zu duerfen und all die Probleme, Schwierigkeiten und Herausforderungen der Ureinwohnerfamilien hinter uns lassen zu koennen. Trotzdem waren und sind wir unheimlich froh und dankbar dafuer, dass wir die Chance bekamen fuer einige Tage in ein komplett neues und anderes Leben eintauchen zu koennen. Einmal richtig selbst erleben, wie die Menschen in der sehr doerflichen und weit abgeschiedene Gegend leben. Doch nicht nur fuer uns war diese Erfahrung einmalig, sondern auch fuer die Ureinwohner selbst. Zu Beginn noch ein wenig irritiert, weshalb zwei deutsche Maedchen aus dem fernen Deutschland gerade zu ihnen kommen, um ihnen auf dem Feld zu helfen, zeigten sie mit der Zeit immer mehr Interesse und man merkte sichtlich, was es ihnen bedeutete, dass wir an ihren Problemen, ihrem Leben und ihrem Alltag teilhaben wollen. So entstand eine ganz besondere Atmosphaere zwischen uns: eine Atmosphaere der Offenheit, Toleranz und des voneinander Lernens. Danke fuer diesen tiefen Ausflug in ein voellig anderes Leben...

2 Kommentare:

  1. this blog surfaced the fact as to how the Sweat and blood of farmers go into the farms to feed us all, yet they are least paid and unfortunately least respected. Also appreciate the hard work u girls did out there.. keep it up!!

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  2. Hallo ihr Lieben,

    kaum vorstellbar, aber eurer Einsatz in Karwar geht in wenigen Stunden zu Ende!
    Ihr habt eure Sache super gemacht und wir sind sehr stolz auf euch.
    Nun wünschen wir euch auf eurer Reise durch Indien noch viel Spaß und viele tolle Eindrücke!

    Viele liebe Grüße
    Beate und Willi

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