Freitag, 5. März 2010

Es gibt in Indien tausende Goetter, aber nur 365 Tage diese zu feiern

Indien ist ja bekannt dafuer, immer alles gross, bunt und laut zu feiern. In den letzten Wochen hatten wir die Gelegenheit einige hinduistische Feste selbst mitzuerleben, mitzufeiern und mitzugeniessen…Davon wollen wir euch heute berichten!

1. Holi




Schon seit unserer Ankunft in Indien freuten wir uns auf dieses Fest, eines der Lieblingsfeste der Inder (ihr muesst wissen, jeder Inder hat hier ein Lieblingsgott und somit auch ein Lieblingsfest).
Beim Fest Holi handelt es sich um ein dem Gott Krishna geweihtes Fruehlingsfest. An diesem Tag gedenkt man Krishnas anmutigem Floetenspiel, womit er als Hirtenjunge alle verzaubert hatte.


http://www.energyenhancement.org/krishna


Die Menschen bewerfen sich gegenseitig mit farbigen Pulver und bespritzen sich mit Wasser. Die gesellschaftlichen Schranken sind gelockert und die Kastengesetze voruebergehend aufgehoben. Die Farben symbolisieren dabei den hereinbrechenden Fruehling mit seinen bluehenden Feldern und bunten Blumen. Jede Farbe steht darueberhinaus fuer etwas bestimmtes. So erklaerte uns eine Freundin die Bedeutung der Farben in der folgenden SMS:

“Peace – White
Power – Red
Knowledge – Yellow
Development – Green
Love – Pink
Success – Blue
I wish these all colours come in your life! Happy Holi!”

Und schon in den ersten Minuten waren wir froh ueber die Warnung, wir sollen an diesem Tag unsere aeltesten Churidars anziehen. Die erste Ladung Farbe traf uns fahrradfahrend noch im Halbschlaf auf dem Weg zum Fruehstueck. Baaaam….und schon waren wir Pink! Bis wir endlich bei bei Lincy ankamen, hatten wir schon jede erdenkliche Farbe in mehreren Schichten auf unserem Gesicht und der Kleidung gesammelt. Nach dem Fruehstueck fuhren wir dann ins Hostel, wo wir dann endlich nicht nur die Farbopfer waren, sondern auch ordentlich austeilten. Hui, war das eine Gaudi!


Wir muessen wahnsinnig amuesant ausgesehen haben, denn jeder, den wir auf dem Weg getroffen hatte, lachte schallend ueber uns. Dabei sahen ja alle gleich bunt aus, egal ob Kind, Busfahrer, Hund oder Foreigners.
Holi ist definitiv unser indisches Lieblingsfest!!!




2. Tempelfest

Wir durften diesen Monat auch ein typisch indisches Tempelfest in Shejdwad erleben. Jeder Tempel feiert einmal im Jahr ein solches Fest, an dem der spezielle Gott des Tempels besonders geehrt und gefeiert wird. Die Feierlichkeiten finden meist am Abend statt und ziehen sich ueber mehrere Tage hin. Ganz typisch ist dabei der meterhohe, festlich geschmueckte Festwagen (“rollender Tempel”), der den Mittelpunkt des Fest darstellt.



Auf diesem Wagen befindet sich ein kleiner Poojaraum, indem dem bestimmten Gott Opfergaben und Gebete dargebracht werden. Die Menschen stellen sich dafuer in endlos scheinenden Schlangen an. Dabei haelt jeder das “offizielle Poojaset” bereit. Dieses besteht aus einer Kokosnuss, einer Banane, Blumenkette und Raeucherstaebchen. Nachdem diese gesegnet wurden, werden sie zu Prasadam (god’s gift) und gegessen, geteilt und ins Haar gesteckt.
Neben all diesen Poojas (Opferdarbietungen), Gebeten und Tempelgaengen, scheint ein Tempelfest auch als eine Art “Come together” zu dienen. Es trifft sich die ganze Familie, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen, um gemeinsam zu feiern, sich an den zahlreichen Staenden mit Jalebi, Pehl Puri oder Gobi Manchuri den Magen voll zu schlagen und das “cultural program” mit Musik, Tanz und Theater zu geniessen. Uns erinnerte dieses Tempelfest in Zuegen irgendwie an unsere deutschen Volksfeste, „nur“ eben in indischer, hinduistischer Version!


Die Herstellung von Jalebi


3. House warming ceremony

“Die Einweihung eines Hauses stellt nach der Hochzeit und vor dem Tod das zweitwichtigste Ereignis im Leben eines Hindus dar!”
Mit diesen Worten lud uns unser Mentor Ganesh zu seiner House Warming Ceremony nach Udupi, seinem Heimatort, ein. Ganz aufgeregt und freudig fieberten wir diesem sehr besonderen Tag entgegen. Unsere Neugier wurde noch weiter gesteigert, als Ganeshs Frau Vidhya uns am Abend vorher unbedingt darauf hinweisend musste, dass wir doch DRINGEND unsere Saris mitnehmen und moeglichst auch nicht allzu viel vor der Feierlichkeit essen sollten.
Voller Vorfreude machten wir uns also auf den Weg nach Udupi und wurden dort herzlich von Ganesh, seiner Familie und der gesammten Nachbarschaft empfangen. Kaum angekommen waren wir auch schon mittendrin und Teil der ganzen Ritualen, Braeuchen und Poojas. Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollte: Da waren eine Horde von hinduistischen Priestern und Tempeldienern, einige heilige Feuerstellen (im NEUEN Haus!!!), bunte Rangoli (Mandalas) auf dem Boden, Kuhdung vor der Eingangstuer, Saecke von Reis und Berge von Kokosnuessen fuer die Poojas, unser Mentor im traditionallen Brahmanenoutfit und ueberall roch man die Massen an Raeucherstaebchen, hoerte man meditative Sanskrit-Gebete wie auch Pooja-Gloeckchen und ploetzlich standen dann auch noch zwei heilige Kuehe mitten im Wohnzimmer, die genuesslich den gesegneten Puffreis vom Bananenblatt schleckten. Wir waren baff...


Rangoli werden aufgemalt



Kuehe betreten das neue Haus


Insgesamt erstreckten sich die verschiedenen Homas (= spezielle Poojas, die am offenen Feuer gehalten werden) ueber einen Abend und einen Morgen und dauerten alles in allem fast 6 Stunden. Mit all diesen Opferdarbietungen, so erklaerte uns Vidhya entschuldigen sich die Hausbesitzer fuer all die Kleintiere, die eventuell beim Bau des Hauses getoetet wie auch fuer das Blut, das von den Handwerkern „vergossen“ wurde.
Wir waren besonders beeindruckt von den Priestern, die stundenlang und bis in kleinste Detail routiniert ihre Gebete sprachen, Prasadam ins Feuer warfen und Vidhya und Ganesh erklaerten, was sie genau zu tun hatten. „But be careful! You should better not touch the priests, they are a little bit religious!!!“, dieser Satz von Vidhyas Bruder wird uns wohl immer im Gedaechtnis bleiben und uns ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubern... Totmuede vielen wir dann am spaeten Abend, ganz benebelt vom Homa-Rauch und voller neuer Eindruecken in unser Bett. Doch lange war die Nacht fuer uns leider nicht, schon um 4 Uhr morgens ging es naemlich wieder weiter! Dann endlich wurden Ganesh und Vidhya die offiziellen Hausbesitzer, nachdem sie wiederrum unter viel Rauch und Sanskrit-Gebeten das Haus feierlich betraten.
Die Zeremonie wurde schliesslich durch ein riesen grosses Festessen abgerundet, zu dem saemtliche Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und weniger Bekannte eingeladen wurden. Und endlich verstanden wir Vidhyas Warnung, dass wir am Tag zuvor nicht so viel essen sollten. Das Mittagessen bestand aus sage und schreibe 26 (!!!!!!) verschiedenen Gerichten, die alle dekorativ auf einem Bananenblatt serviert wurden und uns einfach nur stauen und geniessen liessen...



Ganesh und Vidyhya in traditioneller Kleidung




Homas



Hinduistische Feste – etwas ganz anderes, aufregendes, spannendes, spassiges und beeindruckendes, das wir diesen Monat auf jeden Fall lieben gelernt haben... Wir hoffen wir konnten euch duch unsere Berichterstattung ein wenig daran teilhaben lassen!

2 Kommentare:

  1. Amamzing articulation skills n plus the pictures that are shot.. gr8 work for the noble cause.. keep it up!!!

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  2. Sorry ich kann das ganze nicht nach vollziehen denn,es gibt doch nur ein einzigen Gott!Es steht ja auch:Du sollst keine anderen Götter neben Dir haben.
    Aber ich will auch ausdrücklich festhalten,ich will niemanden seelisch verletzen!
    Gott sei mit Euch René

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